Ich bekomme regelmäßig Briefe, E-Mails oder werde bei Lesungen angesprochen und möchte daraus die am häufigsten gestellten Fragen (FAQ) zitieren und hier beantworten.

Wie kamen Sie zum Schreiben? Was wollen Sie aussagen?

Wie schon in der Biographie erwähnt, habe ich bereits als Kind Geschichten verfasst. Ich habe immer schon den Drang verspürt, mich anderen Menschen schriftlich mitzuteilen. Beim Verfassen von Romanen, Geschichten und Novellen hat man die Möglichkeit, den – manchmal unbefriedigenden Alltag – hinter sich zu lassen und sich, genau wie Karl May es tat, in eine andere Welt hineinzuträumen, in der man spannende Abenteuer erlebt. Außerdem macht es Spaß, sich Personen auszudenken und sie wie ein Puppenspieler durch selbst gestaltete Erlebnisse zu führen. Ich lege Wert darauf, dass alle Hintergründe exakt recherchiert sind, so dass man beim Lesen als Nebeneffekt gleich noch etwas lernen kann. Das Hauptziel ist jedoch, gute Unterhaltung zu bieten und nicht etwa den Sinn der Welt erklären zu wollen (das machen schon genug andere Autor/innen). Etwas anders liegt der Fall bei der Sachliteratur. Das Recherchieren empfinde ich nicht als Last, sondern erlebe es als Momente großer Spannung mit Erfolgserlebnissen, wenn wieder ein Detail aufgedeckt ist. Ich vergleiche dies gern mit der Tätigkeit des Kommissars im Krimi. Als Bibliothekarin weiß ich ja, wie und wo ich an die benötigten Informationen komme. Wie man an den Themen in der Bibliographie erkennt, sind es vor allem menschliche Schicksale, die mich faszinieren. Und da mir ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsgefühl eigen ist, interessieren mich die Vergessenen, die Underdogs, die Verkannten. Manchmal geht es auch darum, eine Gestalt so zu zeigen, wie sie wirklich gewesen ist. Eine meiner absoluten Lieblingsfiguren der Geschichte ist beispielsweise Madame de Pompadour. Das Bild, das von ihr im Bewusstsein der Öffentlichkeit existiert und die Realität klaffen hier recht weit auseinander.

Wie bringt man die Tätigkeiten „unter einen Hut“ – Beruf, Familie, Schreiben?

Es ist eine Frage der Organisation. Bis zur Geburt unseres Sohnes habe ich ganztags gearbeitet, danach umgestellt auf Halbtagstätigkeit. Unser Kind ist beim Recherchieren kein „Hemmschuh“, sondern wächst ganz natürlich in die Welt hinein, in der ich mich bewege. Steffen ist in den meisten Archiven und Bibliotheken ein gern gesehener Gast. Und selbstverständlich begleitet er uns auf allen Reisen, hat dadurch auch schon einiges von der Welt gesehen. Ich hasse Zeitverschwendung und sehe zu, dass Leerläufe sinnvoll gefüllt werden. Die tägliche Zeit im Bus (ich besitze kein eigenes Auto), Wartezeit beim Arzt u.ä. wird stets durch das Lesen von Büchern überbrückt. Auf diese Weise komme ich sowohl mit den zu rezensierenden Werken als auch mit Büchern, die ich für mich selbst lese, gut zurande. Und schließlich muss einem klar sein, dass man nicht auf allen Hochzeiten gleichzeitig tanzen kann. Wenn ich an einem neuen Sachbuch sitze heißt das, dass ich nicht noch gleichzeitig eine Übersetzung erstellen und genug Bilder anfertigen kann, um eine Ausstellung zu bestücken. Die Zeit mit der Familie ist sehr kostbar, da auch mein Mann ziemlich eingespannt ist. Er muss täglich 180 km bewältigen, um zu seiner Arbeitsstelle zu gelangen (was tut man heutzutage nicht alles für einen Job, besonders wenn man über 40 ist), und so sehe ich zu, dass unser Familienleben zeitlich nicht zu kurz kommt. Ein Kind hat schließlich Anspruch auf beide Eltern.

Wie gehen Sie beim Schreiben vor?

Bei einem Roman entwerfe ich zunächst ein Handlungsgerüst und skizziere die Hauptpersonen. Dann verfasse ich das Ganze in chronologischer Reihenfolge, d.h. ich schreibe nicht etwa die Schluss-Szene zuerst. Die Ausschmückungen und kleinere Handlungsstränge ergeben sich spontan beim Schreiben selbst, das ist also auch tages- und stimmungsabhängig. Dennoch weiß ich ganz genau, wie die Geschichte enden wird und lasse nicht zu, dass die Handlung sich unterwegs irgendwie verirrt. Im Durchschnitt brauche ich etwa 2 Jahre zum Schreiben eines 500-Seiten-Werkes.

Gibt es auch Unveröffentlichtes „in der Schublade“?

Nach dem Erfolg mit „Die Macht der Puppen“ schrieb ich einen weiteren Roman, der bei Salzer herauskommen sollte. Es geht darin um Madame de Pompadour und ihren (fiktiven) Neffen, der dabei ist, ein Verbrechen aufzudecken und deshalb in einer abenteuerlichen Verfolgungsjagd durch das ganze Loiretal gehetzt wird. Leider fiel auch Salzer dem großen deutschen Verlagssterben zum Opfer, so dass die Veröffentlichung nicht mehr zustande kam. Ich musste von vorn beginnen und das Werk anderen Verlagen anbieten. Dabei stellte ich fest, was ich immer wieder auch als Rezensentin der historischen Romane anderer Autor/inn/en bemerke: scheinbar geht nichts mehr ohne deftigen Sex und möglichst viel Brutalität. „Sie können doch nicht Madame Pompadour auftreten lassen und so wenig Sexszenen einbauen“ war ein Einwand, den ich ständig aus den Lektoraten zu hören bekam. Auf meine Antwort, ich wolle diese Frau so darstellen, wie sie wirklich war, hieß es dann: „Das interessiert doch keinen.“ Andere Verlage beschieden mir: „Wir verlegen nur noch historische Romane von Schriftstellern, die sich bereits auf dem anglo-amerikanischen Markt bewährt haben, in deutscher Übersetzung.“

Gibt es außer den genannten Tätigkeiten auch noch Hobbys?

Das Lesen „nur zum Spaß“ ist mir sehr wichtig. Daneben fotografiere ich recht gern, vor allem natürlich auf Reisen. Ich sammle Kunstpostkarten mit Gemälden, die in Karteikästen aufbewahrt werden und sogar schon Teil einer Ausstellung waren. Musik spielt eine große Rolle in meinem Leben, wobei ich von Klassik bis zu aktueller Popmusik alles mögliche höre (außer Volksmusik und Heavy Metal) und auch selber musiziere. Daneben engagiere ich mich in einem Service-Club, nämlich dem Hildesheimer Ableger von Soroptimist International, bei dem ich Gründungsmitglied war und derzeit Schriftführerin bin.

Können Sie vom Schreiben leben?

Nein, kann ich nicht! Das können in Deutschland nur eine Handvoll Menschen, die mit ihren Werken eine entsprechende Auflage erzielen. Das Bild wird etwas verzerrt durch Leute, die reich geerbt oder einen vermögenden Partner haben oder bereits Rente beziehen und sich ebenfalls „freier Schriftsteller“ nennen. Tatsächlich jedoch wird es ständig schwerer, an gutbezahlte Lesetermine zu kommen. Leider ist es auch kein Einzelfall, dass von einer Zeitung oder Zeitschrift Artikel bei mir bestellt wurden (in solchen Fällen werden meist nur mündliche Vereinbarungen getroffen), die dann ohne Angaben von Gründen weder abgedruckt noch bezahlt wurden. In einem Fall bekam ich sogar weder meinen Text noch die auf eigene Kosten hergestellten Fotoreproduktionen mehr zurück. Es ist keineswegs mein Traum, allein vom Schreiben leben zu können. Der Druck wäre mir zu groß. Ich mag auch bei der Auswahl meiner Themen nicht immerzu Rücksicht auf den Publikumsgeschmack nehmen müssen. Davon abgesehen, gibt es mir auch sehr viel, wenn ich meiner beruflichen Tätigkeit nachgehe und den unterschiedlichsten Kunden eine kompetente, freundliche Beratung mitgeben kann. Das möchte ich einfach nicht missen.